Position 22°04.990 ´N / 066°30.212 ´W
Am Mittwoch früh (7.45h local time) sind wir dann endlich ausgelaufen! Ohne Windmesser wohlgemerkt, denn der ist nun komplett ausgestiegen. Es funktioniert nichts mehr, obwohl Chrigi beim Riggcheck noch mal alles im Masttop kontrolliert hat. Wir haben keine Angaben von Windstärke, von Windrichtung, wir wissen nicht welchen Winkel wir zum Wind segeln und ein Routing zum Wegpunkt nach Bermuda können wir auch nicht machen. Ankunftszeit unbekannt
Den ersten Tag segeln wir also bei geschätzten 12 Knoten Ost entspannt ´gen Norden bis der Wind doch tatsächlich auf NNO dreht und wir hoch Amwind unseren Kurs auf circa 345° anpassen müssen. Höher geht nicht. Wir sind angenervt. Dazu ist es heiss. Die Sonne brennt auf uns nieder und wir sind immer noch froh über unser kleines Sonnendach unterm Baum. In der Nacht tun sich dann dunkle Wolken um uns herum auf und wahnsinniges Wetterleuchten vor uns und im Osten erhellt den Himmel. Wir kriegen mal wieder Schiss – mit Gewitter ist hier allein auf dem Ozean echt nicht zu spaßen.
Und sonst ist eigentlich nicht viel los. Wir müssen uns erst mal wieder einfinden. Ich bin die ersten beiden Tage unglaublich schlapp und müde – könnte nur schlafen, esse nicht wirklich viel und selbst Chrigi wird unter Deck ein bisschen übel. Und dazu noch diese Langeweile… Was machen wir den ganzen Tag? Kochen ist bei der Schräglage kein Spass, richtig Sitzen kann nur derjenige der das Glück hat sich auf der Leeseite zu befinden, das Runterladen einiger Wetterdaten per Satellitentelefon hat irgendwie auch nicht geklappt, nur eine Mail von der norwegischen SY Marlene, die sich ein paar Stunden später von den BVIs auf denselben Weg macht, erheitert ein bisschen die Stimmung. Zum Glück segelt da noch jemand los. Ansonsten kreuzen wir nur die Fahrwasser so einiger Tanker – mit Ziel Gibraltar, Rotterdam oder US-Küste. Krass, was da alles so über den Atlantik geschippert wird. Alles das, was bei uns ganzjährig und selbstverständlich in der Obst- und Gemüseabteilung angepriesen wird. Da hat doch die Avocado aus Peru, die Ananas von der DomRep., der Café aus Puerto Rico und die Banane von Guadeloupe einen unglaublichen Weg hinter sich. Da soll sich mal einer beschweren, dass dann fünf Franken für eine Avocado zu viel sind!