hauptstadt nummer drei

Entgegen unserer eigentlichen Planung geht’s nun doch West Richtung Stockholm City und wir nehmen den langen Anfahrtsweg quer durch den Schärengarten auf uns. Wie immer hockt einer am Plotter, der andere steuert, aber selbst so haben wir zwei mögliche Abkürzungen verpasst. Unter Segeln wäre das eine rechte Herausforderung und zum Glück weht kein Wind. Wir sind aber ganz ehrlich froh, dass hier mal gesehen zu haben. Je weiter wir der Stadt näherkommen, desto kitschiger wird es. Von guter hölzerner Architektur haben die Schweden irgendwie noch nie was gehört. Die Absturzsicherungen sehen aus wie von der Stange aus dem Baumarkt und wir fragen uns, warum der Kolonialstil mit Erkerchen hier und Türmchen dort so beliebt ist. Die Fassaden-Farben werden immer absurder und wir vermissen das gute Auge der Finnen etwas auf und in den Stein zu bauen und in die Landschaft zu integrieren. Genauso wie die Besiedlung nimmt auch der Schiffsverkehr frappant zu. Zweimal ist ein Motorboot mit circa einem Meter Abstand an uns vorbeigebrettert. Interessiert hier niemanden, wie so ein Segelboot in der ätzenden Heckwelle dann schaukelt.

Nun liegen wir vor Heckboje im Club Hafen vom Navigationssällskapet anstatt im überfüllt engen Wasahamnen und schon geht’s ab in die Stadt. Brille abholen!

Wir verbringen drei tolle Tage in dieser tollen Stadt. Der Freizeitpark Gröna Lund liegt in der Nähe und begeistert Junior jeden Tag aufs Neue. Hereinschauen wollen wir nicht. Es gibt nur Karten mit unbegrenzten Fahrten zu kaufen und das lohnt sich für uns wohl kaum. Dafür gehen wir dann touristengerecht die Wachablösung anschauen und sind selber fasziniert, dass alles Royale immer noch alle Menschen so fasziniert. Wir fahren Fähre, Tram und unser Kleiner zum ersten Mal in seinem Leben U-Bahn quer durch die City und von Insel zu Insel. Das Fotografiska enttäuscht ein wenig, da Peter Lindberghs riesige schwarz-weiss-Aufnahmen in dem viel zu kleinen und niedrigen Ausstellungsraum gar nicht wirken dürfen, dafür schmeckt die Kanelbulle im Dachgeschoss mit grandioser Aussicht auf die Stadt und das Wasser super. A propos Kanelbulle. Unser Sohn erleidet nach den Tagen hier wohl einen Zuckerschock. Jeden Tag gibt’s eines dieser süss klebrigen Teile. Ratz fatz sind sie im Bauch verschwunden! Die sind aber auch lecker!

Durch Södermalm mit seinen Cafés und Boutiquen streifen wir wie wahrscheinlich fast alle anderen der vielen Touristen sogar an zwei Tagen und Östermalm hat den bestsortiertesten Shipchandler seit langem zu bieten! Was gibt’s? Natürlich einen Fender… Für den Göta-Kanal :) – Christian kann da nicht zu wenig haben. Unser Plan dafür steht nun nämlich: Uns doch noch ohne allzu viel Zeitdruck in der Hauptsaison bis zum 16.August durch die über 100 Seemeilen von Mem an der Ostküste nach Sjötorp am Vänernsee durchs Land zu schlängeln. Danach dürften man nur noch im geplanten Konvoi fahren, denn die Schleusen und Brücken werden dann nur noch zu bestimmten Zeiten geöffnet und das ist uns, glauben wir, zu stressig.

Also ab in den Süden. Und… Stockholm wir sehen uns sicher mal wieder.

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