anker hält

So. Ab jetzt wird geankert. Endlich. Es gibt auch fast keine andere Möglichkeiten, ausser hier und da mal ein kleiner Hafen.

Wir betreiben Schärensegeln. Wohl wie aus dem Bilderbuch und wie gefühlte x-Tausende andere hier. Tagesetappen von maximal 20 Seemeilen. Anluven, wenden, vor der nächsten steinernen Untiefe wieder abfallen ins betonnte Fahrwasser… Ist da jemand hinter der Genua? Ach, der hat gewendet und hat jetzt auch noch Vortritt. Fast wie auf der Regatta und ein paar noch ältere und dickere Schiffsdamen oder schlechtere Segler haben wir sogar abgehängt.

Wir navigieren uns von Ankerbucht zu Ankerbucht und hocken abends nach dem Essen mit dem fettem Hamnguiden des Stockholmer Schärengartens im Cockpit, um mögliche Optionen für den nächsten Tag `rauszusuchen. Der Törnführer ist 411 Seiten dick und auf jeder ist eine Möglichkeit zum Anlegen an der Schäre oder zum Ankern beschrieben. Und das nur für die vorgelagerten Schären von Stockholm. Zwar auf schwedisch, aber mit super Luftbildern der Insel oder der Bucht. Wir prüfen die Windentwicklungen in der Nacht und finden eigentlich immer einen guten Platz.

Björkö, Storö, Gällnö, Ägnö, Ringsö… Immer von Ö zu Ö sozusagen und den Überblick nicht verlieren. Die Schären nördlich und östlich von Stockholm sind so ganz anders als wir sie in Finnland und Åland kennengelernt haben. Sehr viel bewaldeter, viel grüner und einiges weniger an sichtbaren Felsen. Nicht so karg und rau und wir verstehen nun die Aussage in einem ålandischem Törnführer, über eines der Schärenfahrwasser dort: „Das grosse Fahrwasser zwischen Jurmo/Utö und Kökar ist mit das Schönste, was es im ganzen Schärenmeer gibt. Es müsste mit auf der Liste der Unesco über das Welterbe sein“.  Da sind wir uns nun einig und wenn wir noch mal Schärenurlaub machen würden, dann definitiv dort. Wir lieben diese Grob- und Schroffheit, die wir hier in den Stockholmer Schären erst wieder südlich von Stockholm ein kleines bisschen wiedergefunden haben – zum Glück.

Und es ist voll. Sehr voll. Es sind noch schwedische, finnische und dänische Sommerferien und vor allem an den beliebten Steinplätzen quetschen sie sich schon am frühen Nachmittag. Da fliegen die Heckanker ins Wasser und es wird über die Bugleiter auf den Stein gehüpft. Das Boot halten sie ohne Poller, ohne Baum, ohne Ring einfach an der Vorleine – bei Wind keine Chance. Ein paar „anlegende“ Vorschiffsdamen haben wir ins Wasser rutschen sehen. Nicht einfach dieses Manöver und wir ziehen das freie Ankern in den Buchten vor. Vor allem auch, weil wir nicht gefendert im Päckchen wie schon im Hafen am Stein hängen wollen, um die „Natur“ zu geniessen.

Wir dafür hieven unser Beiboot ins Wasser und gehen auf Erkundungstouren. Junior fetzt mit Papa quer über die Bucht und fährt den Tank leer. Wir entdecken wunderhübsche Inseln mit Wanderwegen, Mini-Ortschaften und Warnungen vor örtlichen Schlangen. Das Mückenspray haben wir leider mal wieder vergessen! Tatsächlich waren wir auch baden… Naja, was man so als baden bezeichnen kann. Heckleiter runter, einmal rückwärts ins Wasser schmeissen und innerhalb von fünf Sekunden mit dem ersten Fuss wieder auf der Badeleiter. Erfrischend ist es das Wasser – 17 Grad, dafür grün-glasklar.

Das Wetter spielt leider nicht mehr so richtig mit. Seit Åland ist es durchwachsen und wir haben zunehmend Regen. Selbst die Schweden haben sich in der Sauna in Nynäshamn darüber echauffiert, dass das hier dieses Jahr kein richtiger Schweden-Juli wäre.

Mal gucken was das Binnenland und das Kanalleben von Schweden noch so zu bieten hat. Wir sind gespannt und haben schon alles gehört – von total langweilig bis hin zu traumhaft schön. Wir werden berichten.

1 Comment

  1. Bimbi says: Antworten

    Hallo Frauke, Christian und Junior,

    Euer Segeltörn-Tagebuch nebst Bilder ist super!
    Ich wünsche Euch noch eine schöne Zeit!
    Lg Bimbi

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