Der Wind nach Ost sieht ausnahmsweise mal ganz gut aus und wir entscheiden Öland doch auf schnellem Weg zu verlassen. Wieder mal eine super Nachtaktion für die knappen 70 Seemeilen nach Visby auf Gotland. Es ist ein gute Lösung für den Zwerg, ein schöner 15 Knoten Südwind für svea und für uns ein erstes Erlebnis einer kaum dunkel werdenden Nacht.
Die orange Kugel verschwindet erst um 21.40h hinterm Horizont, bis ca. zwei ist der Himmel noch dämmerig orange, kurz darauf taucht auf Steuerbordseite ein unheimlicher riesiger roter Mond auf und um 3.40 Uhr geht die Sonne wieder auf. Die Kälte ist zu ertragen und einer von uns steht immer am Steuer und surft durch die „Nacht“.
Eigentlich müssten wir uns nach Ankunft mal hinlegen, aber Junior ist natürlich fit und der Liegeplatz mitten in der Stadt lockt dazu das Trotti auszufahren! Doch Visby besteht innerhalb der noch erhaltenden mittelalterlichen Stadtmauer komplett aus Kopfsteinpflaster und das alles noch am Hang! Wir passieren unzählige Beizen, Kneipen, Cafés und Restaurants, Läden mit gotländischer Kunst und gotländischen Spezialitäten und gönnen uns hier und da ein Gläschen. Fühlen uns nach Crêpe mit Saffraneis fast wie in Saint Tropez, am nächsten Tag nach Pizza fast wie in Napoli. Die Sonne strahlt, der Himmel ist wolkenlos blau und draussen auf See pfeift der kühle angesagte Nordwind.
Das Leben lebt hier, es gibt eine Dependance der Uni Uppsala, die Schulabgänger feiern am 9. Juni ausgiebig ihren Abschluss mit Techno-Trecker-Parade rund um den Hafen und… die Kreuzfahrer kommen. Visby hat inzwischen zwei Anleger für diese unglaublichen Monster und jede Nacht liegt ein neues dort. Wir fragen uns ernsthaft, wie man mit so etwas reisen kann.
Unser vor zwei Jahren zu Schrott gefahrenes Solarpaneel ist übrigens ersetzt und lädt zusammen mit dem anderen Paneel bei wolkenlosem Himmel grandiose zehn Ampere! Die Schären und Ankerplätze können also kommen.
Jeden Tag wird das Wetter, Wind und Welle geprüft, aber bisher finden wir keine gute Chance `gen Ost. Alle segeln zurück nach Öland oder Richtung Nord in die Stockholmer Schären. Wir machen uns vorsichtshalber trotzdem mal auf den Weg nach Fårö, eine Insel nördlich von Gotland und unserem Absprungort nach Lettland, damit wir das Zeitfenster nicht doch noch verpassen. Wir lassen uns von Flaute und Ostwind doch nicht Tallinn versauen!
Auf Fårö liegen wir in friedlichster Einöde mit nur zwei anderen Yachten, bestaunen die Raukar, die bis über zehn Meter hohen Riffkalksteinsäulen an der Küste, die sich aus Jahrmillionen Ablagerungen aus einem ursprünglichen Korallenriff gebildet haben. Die typischen gotländischen Schafe mit dem schwarz-grauen krausem Haar haben wir leider nur in Form von kaufbaren Fellen entdeckt. Dafür begegnen sie uns überall immer wieder als Steinskulptur und Flaggentier.
PS: Die neue Brille holen wir dann in Stockholm ab.
wie schön, euch „begleiten“ zu dürfen … wunderbar! unarmungen, ganz viele, aus winti😎