Position 34°37.344 ´N / 056°32.070 ´W
Das Ankerfeld in St. George´s hat sich ein wenig gelichtet und auch wir sind unter super Bedingungen also am Mittwoch ausgelaufen. 15-18 Knoten Südwind, besser kann es nicht sein und die Svea läuft Rekordspeed von bis zu 8.5 Knoten. Matze klebt sich vorsichtshalber eines dieser hochgelobten Anti-Seekrankheitspflaster hinters Ohr und uns allen geht es wirklich ganz gut! Nur unserer Logge und unserem Echolot nicht. Kurz nach der Abfahrt kriegen wir keine Angaben mehr über Bootsgeschwindigkeit, über Tiefe und auch unsere gesegelten Tagesmeilen und die Gesamtmeilen von über 8000 sind verschwunden, alles steht auf Null. Wir bauen das Ding auf dem Wasser aus, putzen und reinigen, doch das bringt nichts. Wir sind also wieder mal nur mit der Hälfte unserer neuen Hightechgeräte unterwegs. Wir stellen die Instrumente ab, werden uns dem Elektrikproblem wohl erst auf Faial widmen und hoffen, dass unser Plotter sein GPS und ein paar übrig geblieben Winddaten nicht noch verliert.
Nun heisst es, sich ans Bordleben zu gewöhnen und die ersten Wachen zu managen. Wir versuchen zu fischen, kochen Pasta und hängen im Cockpit ab, lesen. Matze zaubert für Chrigi und sich jeden morgen super Rührei! Irgendwer muss die 36 Stück jawohl essen;) Noch scheint die Sonne, alles ist friedlich, in den nächsten Tagen soll aber mehr Wind und sicher auch Niederschlag kommen.
Und der kam dann auch. Ab Freitag haben wir konstante 22-26 Knoten auf der Anzeige, in Böen bis 34. Wir kratzen also haarscharf eines dieser Tiefdruckgebiete, das nach Osten zieht. Wir segeln unter einem Fetzen Grosstuch, auch die Fock ist ordentlich eingerollt. Svea läuft aber super, wir kommen in grossen Schritten voran und der Wind wäre an sich auch kein Problem, wenn wir nicht mal wieder eine Kreuzsee hätten. Inzwischen hat sich der Ozean auf circa vier Meter Welle aufgebaut – aus Süd und WSW. Sehr seltsam und wir rollen mal wieder ordentlich. Zumindest auf direktem Grosskreiskurs auf die Azoren. Nachts wird es inzwischen echt kalt und wir sitzen das erste Mal seit Teneriffa wieder im Ölzeug im Cockpit – inklusive Thermounterwäsche und Mütze. Und unsere Füsse müssen wir nach knappen sechs Monaten Freiheit in Flipflops wieder in ein paar Schuhe quetschen. Die Armen! Wir wollen in die Sonne zurück!
Sonst ist hier auf dem Ozean nicht wirklich viel los. Kein Frachter, kein Tanker, kein Kreuzfahrer, ein paar vereinsamte Vögel vielleicht. Wir sind im Emailkontakt mit anderen Seglern, tauschen gegenseitig die Positionen und die örtlichen Wetterdaten aus und freuen uns darauf alle auf den Azoren wieder zu treffen.
Noch 1360 Meilen! AHOI
Hallo Frauke, hallo Christian,
wir wünschen euch eine ruhige und schöne Überfahrt, gutes Wetter und jede Menge Spaß auf den letzten Seemeilen gen Europa!
Auf ein baldiges Wiedersehen grüßen
Clarissa, Jonathan und Josephine