tag 5 und 6

Position 21°16.763N / 24°41.033W
Es rollt, es schaukelt, nichts bleibt an seinem Platz. Plötzlich wird ein Gegenstand, sei es ein Buch, ein Löffel oder eine Haarspange zu einem gefährlichen Geschoss durchs Schiff. Immer alles festhalten, nur eine Sache auf einmal machen und schon gar nicht vergessen sich dabei mit einer Hand selber noch irgendwo zu halten. Sonst haut´s dich aus den Socken… An das müssen wir uns erst einmal gewöhnen, so auf die Dauer. Und an das langsame Reisen dazu auch noch. Es fehlt uns ein wenig der Wind und wir haben nicht erahnen können, dass uns 14-16kn mal zu wenig sind. Wir machen gerade nur Etmale von maximal 127 Meilen. Da haben wir uns wirklich mehr erhofft.
Aber es braucht anscheinend alles seine Zeit, denn um 10Uhr UTC (wir leben nun nach UTC, alles andere wird wohl mit der Durchreise von vier Zeitzonen auf die Dauer zu kompliziert) sind wir beide erst so richtig wach. Meistens sind die Nächte der blanke Horror – alles im Schiff knarzt und knackst und das in einer Lautstärke, dass Frauke wenn überhaupt nur noch mit Ohropax schlafen kann. Es gibt dann Frühstück und ein wenig Zeit zum Flätzen. Endlich Lektüre, endlich Entspannung und endlich ein wenig Ruhe im Cockpit. Die Sonne knallt, die Solarpaneele werden hochgeklappt und das Einzige was nun quietscht sind die Blöcke unseres Piets. Wir schaukeln uns ein und hören dem Wellenrauschen um uns herum zu. Gegen Nachmittag überlegen wir, was es denn heute Abend zu essen geben könnte – welches Gemüse muss verwertet werden? Heute, am Montag, gibt’s tatsächlich den ersten frischen Fisch (45cm!), innerhalb von zwei Stunden mit einer Schleppangel-Konstruktion hinten am Heck aus dem Blauwasser gezogen. War sehr lecker und wir wollen mehr davon.
Nach dem Abwasch mit einem Minimum an Süsswasser aus dem Tank kommt dann ziemlich schnell wieder die Dunkelheit. Zum Glück erhellt gerade der zunehmende Mond das Cockpit und unsere Schmetterlingsbesegelung. Ich sitze draussen und leiste Piet Gesellschaft. Der ist wirklich nonstop am arbeiten und hat sich nach der Transat sicher neue Steuerungsleinen verdient. Wunderschön das viele Wasser um einen herum, dann dieser makellos klare Himmel, bis zum Horizont und weiter Abermillionen funkelnde Sternchen, der Wind bläst stetig aus einer Richtung und die 11 Meter Svea schaukelt und schaukelt und schaukelt sich und ihre Besatzung über den Ozean. Wie klein der Mensch doch ist…

1 Comment

  1. Lotti says: Antworten

    Der Mensch ist wirklich nur ein Punkt im All und wie nehmen uns trotzdem unheimlich wichtig!
    Ich bin froh, dass bald Land in Sicht ist. Gut Glueck für den nächsten Fischfang !!!! Lotti

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