adeus ilhas

Wir nehmen Abschied. Abschied vom Inselleben und vom Inselsegeln. Adeus Ilhas eben. Seit über acht Monaten haben wir kein Festland mehr betreten! Unglaublich. Wir geniessen die Zeit hier auf Terceira daher umso mehr und sind auf Untergrundexkursion unterwegs. Mit Jolene erkunden wir Vulkankrater und Lava-Höhlen tief unter der Erdoberfläche und sind fasziniert was ein Vulkan so alles entstehen lassen kann. Die Insel ist wieder mal so grün, so wie eigentlich alles auf den Azoren, und wir sitzen einfach so im Mietauto und lassen die inzwischen von den blühenden blauen Hortensienkugeln gespickte Landschaft an uns vorbeiziehen. Wir fahren im Osten am Lajes-Field vorbei, einem US-Militär-Flugplatz, der im zweiten Weltkrieg ein strategisch wichtiger Stützpunkt für die Amerikaner und anscheinend auch für die Briten gewesen ist. Selbst das Space Shuttle hätte im Notfall hier landen können. Der grösste Teil der Amis ist seit 2015 abgezogen, die umzäunten Wohnsiedlungen stehen leer und die Spielplätze sind verlassen, doch viele der Portugiesen setzen sich dafür ein, dass der Rest der Soldaten bleibt, denn Lajes-Field ist ein grosser Arbeitgeber auf der Insel. Wir erfahren, dass der Stützpunkt heute auch der NATO dient und 2021 definitiv die Pforten schliesst.

Im Piscinas Naturais in Biscoitos im Norden der Insel werfen sich die Portugiesen in die Atlantikwelle, die das schwarze Lavagestein umspült und natürliche Schwimmbecken ausgebildet hat. Auf den aalglatt betonierten Liegeflächen brüten die Südeuropäer in der Sonne. Es ist 20 Grad und wir laufen langärmelig zwischen den Bikinis hin und her. Die wissen ja nicht, dass wir aus der Karibik kommen!

Es hat sich als absolute Mission herausgestellt, während des SanJoaninas, dem Fest zu Ehren des Schutzheiligen São João, einen Liegeplatz zu ergattern. Erst Ankern wir in der geschützten Bucht vor der Marina, zum Glück ist es windstill und ich schlafe so gut wie schon lange nicht mehr. Dann, kämpfen wir uns mit zwei Booten zumindest mal an den Empfangssteg und werden nach einer Nacht im Päckchen, mindestens fünfzehnmaligen Nachfragen und morgendlichen Meckern um acht Uhr, endlich an einen dieser extrem schwelligen Plätze geschickt. Wir sind der Meinung, dass Franzosen bevorzugt werden. Die quetschen sich in der Nacht frech an den Steg zwischen uns und der Dieseltankstelle und haben nach ein paar Stunden einen Platz (am inzwischen eröffneten Franzosen-Steg natürlich). Der Schwell ist übrigens kaum zu ertragen. Wir können nur mit Ohrstöpseln schlafen, da irgendwas immer quitscht und ruckt und tut und macht. Die Festmacher, die Klampen, die Fender. Es ist schlimmer als in Quinta do Lorde auf Madeira und La Coruña in Galizien zusammen. Wir hoffen unsere Klampen sind noch fest und dicht, wenn wir hier ablegen.

Das Fest in der Hauptstadt Angra do Heroísmo dauert 11 Tage und wir sind sieben davon hier. Jeden Tag finden neue Events statt und die Highlights sind wohl die Stierkämpfe und das Bier für einen Euro! Wir streifen so durchs Städtchen, freuen uns an den schönen Hausfassaden und entdecken auf den Spaziergängen sogar wieder mal moderne portugiesische Architektur! Fangfrischer Tuna und Fleisch vom Grill wird unser tägliches Abendessen, wir kochen kaum an Bord und stossen das ein oder andere Mal mit Caipi oder Sagres darauf an, dass wir alle die Atlantikrunde fast geschafft und wir nun tatsächlich 12 Monate auf der Svea unterwegs sind. Was soll man sonst machen, wenn die Jugend von den Azoren jeden Abend und vor allem jetzt am letzten Festwochenende bis tief in die Nacht die Bässe erklingen lässt? Ohrstöpsel gegen Schwellgequitsche und Partymusik in der Marina also!

Viele unserer Freunde sind inzwischen am europäischen Festland angekommen. So nehmen wir nun auch noch Abschied von der Jolene und machen uns heute auf den Weg ´gen Nordost. Ursprünglich wollten wir nach A Coruña, um die Strecke auf unter 1000 Seemeilen abzukürzen, doch die Wetterlage sieht eher danach aus, dass wir ´gen Brest in die Bretagne segeln. So wie viele der Franzosen, die fast alle heute starten. Das sind zwar ungefähr 300 Meilen mehr, aber wenn wir diese Spitze Frankreichs erreichen, haben wir die gefürchtete Biscaya dann schon hinter uns. Das wäre grandios! Wir werden sehen wohin uns der Wind treibt und melden uns vom Ozean! Fair winds.

 

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