So, nun endlich auch unser längst geschriebener Beitrag zum Sommer 2020 auf unserer svea. Unglaublich, was man alles nicht mehr schafft, wenn ein Persönchen mehr zu versorgen ist :)
Willkommen zurück! Ein Jahr ausgesetzt, dafür ist nun tatsächlich ein Mini mehr an Bord der Svea.
Alles fängt also schon ein bisschen anders an und hört auch irgendwie anders auf.
Meine Schwester bietet Babybetreuung an: Wir nehmen natürlich dankend an, wassern Svea entspannt zu zweit ein und freuen uns über ihren top Zustand trotz zwei Wintern in der Halle. Wir wollen aufs Wasser, trotz Corona und dem ganzen Mist.
Die erste Woche tuckern wir mit Vollbesetzung (vier Erwachsene und drei Kinder – mehr geht nun wirklich nicht) auf der Schlei rum, “draussen“ ist einiges an Westwind angesagt. Richtung Dänemark würden wir einfach kommen, aber nicht mehr so gemütlich zurück. Deswegen entscheiden wir uns für die Entdeckung der Schlei statt Amwindkurs mit drei kleinen Kindern an Bord. Wir fischen, fangen leider nichts, gucken Kühe am Ufer an, beobachten was die anderen Boote so machen und erfreuen uns an der wundervollen Natur. Es ist zwar herausfordernd mit all den Wünschen und den vielen Bedürfnissen an Bord, aber passen das Programm (kinder-) gerecht an. Wikingermuseum, Schwimmwesten x-mal an und aus, Angeln, Spielplatz, Grillen und Wein am Abend. Wir geniessen alle das Zusammensein und die Zeit an Bord.
Unser knapp Einjähriger übt seine Balance im Cockpit stehend und Papi baut ihm einen Rausfallschutz aus Netz und Dyneema. Er schläft gut in seiner Vorschifffskoje, aber ob ihm das hundertste Mal Kopf anschlagen auf die Dauer schadet? Fragen wir am besten die im Familiesegeln erprobten Dänen, denn unser Besuch verlässt uns ´gen Heimat und wir verlassen das ängstlich maskierte Volk Richtung Norden. Dort scheint alles „normal“. Naja, was normal so heutzutage bedeutet. Keine Maske reicht schon!
Und es ist voll! Es war in den Juli- und Augustwochen schon immer voll, aber nun? Wir versuchen mit unserem Junior kurze Strecken zu segeln. Von Hafeneinfahrt zu Hafeneinfahrt in der Hoffnung mittags zwischen 11 und 1 auch noch einen Liegeplatz zu bekommen. Oh Hilfe, ist das Urlaub?
Voller Motivation erkunden wir endlich mal mit eigenem Schiff die Dyvig-Bucht. Ich selbst war vor 30 Jahren das letzte Mal dort, Christian noch nie… Und es war wohl auch das letzte Mal. Totaaaaaal langweilig, der südliche Hafen zwar voller Familien und ganz netter Stimmung, der nördliche Hafen dagegen überfüllt mit Grosskotz-Carbonschüsseln mit ihren im weissen Hemd und St.Tropez-Latschen gekleideten ungebräunten Stadtseglern. Ausgelaufen am nächsten Tag bei angesagten 25 Knoten plus ist fast keiner, nur wir und ein paar einsame Andere. Nur weg da, es kommt Wetter und wir hätten nicht gewusst was wir dort tun sollen.
Junior musste fünf Stunden im umdisponierten Autositz aushalten und wir sind mit Karacho nach Faaborg übergesetzt. Karacho bedeutet in diesem Fall Windspitzen bis 35 Knoten, die Svea 11.2 Knoten Speed die Welle runter bescherten, aber wir hatten ein Ziel: Eine Stadt für die drei nächsten Tage Starkwind. Der Kleine mampft nach seiner ersten Sausefahrt seinen ersten geräucherten Lachs und ich schlecke Eis. Wir sind eingeweht, aber der örtliche Shipchandler und der SuperBrugsen zaubern Svea und unserer Küche ein Lächeln aufs Gesicht.
Weiter gehts nach Avernakø. Ach wie schön, es ist tatsächlich wie im Urlaub. Wir essen abends auf der Pier vorm Schiff, geniessen die orange Sonne, die am Horizont verschwindet und Junior sitzt mit Schwimmwindel und UV-Oberteil das erste Mal mit dem Popo im richtigen Meer.
Mit einem ausgeliehenen Spi, der definitiv zu klein und schmal ist, segeln wir bei Ententeichwetter zurück in die Bundesrepublik. Aus der Urlaub – Svea muss wieder raus aus dem Wasser. Nun steht unsere Dame wieder weit weg von zu Haus, doch es ist jedes Mal das gleiche: Sobald wir den ersten Schritt aufs Teakdeck machen, beginnen wir wieder zu träumen.