Wir haben all den Tiden, den Strömungen und dem schlechten Wetter in der Nordbretagne bisher getrotzt und sind auf Guernsey, einer der Kanalinseln. Direkter Kronbesitz der englischen Königin! Doch ehemals ein Teil des normannischen Herzogtums, deswegen zweisprachig und very british mit grossem französischen Einschlag. Es gibt also Austern und Unmengen an Krebsen, Garnelen, Hummern zusammen mit Fish&Chips, die Strasse ist eine Rue und der Kampf das Insel-Patois – das Guernésiais nicht aussterben zu lassen hat begonnen. Christian sitzt endlich in einem der vielen dunklen typischen Pubs und trinkt halbwarmes abgestandenes Ale aus einem Pintglas.
In die Marinas kommt man nur bei Hochwasser und wir liegen an vorgelagerten Schwimmstegen, die zum Wochenende so was von voll sind, das nix mehr geht. Vierer-, Fünfer-, Sechser-Päckchen längsseits! Wenn einer morgens wegen mitlaufender Strömung ´gen Süd oder Nord auslaufen will, müssen geschätzte 20 Boote ablegen, rangieren, sich umparken. Und die Schiffe werden ja tendenziell nicht kleiner – wir sind auf unseren 36 Fuss meistens weit unter dem Durchschnitt. Wird nicht langweilig in St. Peter Port! Und der Rest der Insel ist auch wunderschön – Strände, Buchten, Steilküste vom Feinsten, dazu typisch englische Vorgärten und grobe bunte Steinhäuser. Wir laufen uns die Füsse wund!
Das Beste ist aber das Karibik-Revival auf Herm, einer kleinen Nebeninsel von Guernsey. Wir erwischen grandioses Wetter und sind vollkommen beeindruckt von dieser Klarheit des Wassers und dieser Weite und vom Weiss der Strände. Das wäre doch ein Traum dort in den süssen Buchten zu ankern, aber das fällt leider wegen zu viel Wind aus Nord und entsprechenden Schwell wortwörtlich ins Wasser. Schade. Dafür panieren wir unsere Füsse im feinsten Sand, machen es uns in den Dünen gemütlich und stellen uns vor, dass Wasser hätte einfach zehn Grad mehr. Dazu ein paar Palmen und Sundowner mit Freunden im Cockpit – schon sind wir wieder da, wo wir hergekommen sind! Schade. Das ging alles so schnell vorbei und wir nehmen wohl tatsächlich hier wirklich Abschied vom Türkis.
Weiter geht es in schnellen 22 Meilen nach Alderney. Der Wind passt, die Welle auch… aber die Strömung? Diesmal rechnen wir zusammen mit der SY Max, die wir hier wiedertreffen. Wir wollen durch das bekannte Alderney Race, die Wasserstrasse zwischen dem Cape de la Hague in der Normandie und Alderney. Hier laufen die stärksten Tidenströmungen ganz Europas, bei Springflut anscheinend bis zu 12 Knoten! Da ginge es nur noch rückwärts, wenn man zu falscher Zeit am falschen Ort ist. Geschweige denn bei Wind gegen Strömung, wenn Nebel aufkommt und wenn die Wellen sich über dem rauen Meeresgrund extrem brechen…. Kein Wunder zeigt unsere Seekarte eine Unmenge von Wracks an. Wir surfen also entlang der Ostküste von Alderney Richtung Nord. Das Race fällt eher langsam aus, denn wir sind wie berechnet kurz vor der Kippe der NO-Strömung um die Spitze von Alderney herum. Ganz anders aber im Little Roussel-Race zwischen Guernsey und Herm – zum Teil über 5 Knoten Strömung mit uns. Spitze 11.1kn over ground und das bei wenigen 12 Knoten Wind. Fast so als hätten wir Carbon unterm Hintern!
In Alderney wird gerade eine ganze Woche gefeiert – die grösste Party auf den Kanalinseln und das Mooringfeld ist voll. Hier darf man, im Gegensatz zu karibischen Gewässern sogar zu zweit an einer der vielen Bojen liegen und es schwellt aber mal wieder ordentlich. Abendliches Kochen wie auf See. Wir gehen lieber an Land und wandern entlang der wuchtigen, steilen, rauen Küste, lassen uns die Möwen und Bastölpel um die Ohren fliegen und bestaunen die vielen verlassenen Kriegsbunker der Deutschen.
Toll! Wir werden kurz vorm Kreuzen des ersten Fahrwassers des Ärmelkanals in Richtung englischer Südküste in der Nacht von einem riesigen Höhenfeuer und anschliessendem Feuerwerk verabschiedet. Die Alderney Week geht zu Ende und damit auch unser Channel Islands Ausflug.