Weiter geht das Inselhopping. Trotz eigentlich finnischem Boden müssen wir die Gastlandflagge wechseln, von blau-weiss auf blau-rot-gelb. Wir sind in Åland! Die 6700 Inseln sind eine autonome Region Finnlands. Sie haben ihr eigenes Kennzeichen und so auch die eigene Flagge. Offizielle Amtssprache ist schwedisch. Alles ein bisschen verwirrend, aber schöööööööööön. Wir sind angekommen in der Einöde zur Hochsaison und glauben wir sollten das hier auf den wunderhübschen steinernen Eilands geniessen.
Wir segeln uns in Minietappen durch die ziemlich komplizierte karg grandiose Schärenlandschaft mit seinen Haupt- und Nebenfahrwassern. Ziel ist immer ein kleines Häfchen. Meistens ist es nur ein Steg mit Hamnkontor, der gleichzeitig noch Brot, Grillkohle und Eis verkauft. Wenn es hochkommt gibt´s noch eine Kneipe, aber nur selten Dusche oder WC. Der Steg ist ab 14 Uhr zwar eigentlich voll, aber alle die noch kommen quetschen sich irgendwie noch rein. Das geht halt mit Heckboje und vorausgesagt ist eine Fender-Quietsch-Nacht. Da kennen die Finnen und Schweden gar nix. Aber überlaufen ist seit Helsinki nichts. Man trifft kaum andere Nationen als die hiesigen.
Strahlend blauer Himmel, leuchtend rote hölzerne Häuser, glatte graue Steinlandschaften und am Horizont weisse Segel… schöner kann es nicht werden. Endlich sehen wir Familienboote einlaufen, wir müssen über Kescher und Pützen (gibt’s eine Mehrzahl von Pütz?) auf dem Steg steigen und hören Kinderlachen aus knallorangen Schwimmwesten auf dem Nachbarschiff. Junior fischt abends um neun einen ganzen Eimer glitschiger Quallen aus der Ostsee, lässt sie aber vor dem Schlafengehen alle wieder in die Freiheit gleiten. Was will man mehr?
Bis mein einer Backenzahn anfängt zu pochen. Gar nicht gut. Optionen gibt’s da wohl nicht – ab nach Mariehamn, dem Hauptort von Åland, zum Zahnarzt. Noch dazu kommt, dass unser Motor mit einem Mal, kurz vorm Einlaufen wellenartige Tourenanzahl fährt. Auch nicht gut. Das war es also vorerst mal und wir suchen uns einen Hafenplatz in der grossen östlichen Marina, die am Abend dann auf einmal proppenvoll ist. Es ist nämlich auch noch Starkwind angesagt. Naja, zumindest müssen wir uns übers Wetter nun keine Gedanken machen.
In Mariehamn treffen wir liebe Freunde, die auf dem Rückweg von der Posttonne in Törehamn ganz im Norden der Ostsee sind, erinnern uns an gemeinsame Zeiten auf den Kapverden oder Bermuda und essen skandinavisk plåtbröd (Pizza :)). Der Zahn ist inzwischen besser und unser Motor hat ein paar neue Filter bekommen.
Wir würden noch ewig bleiben, müssen aber Åland so langsam verlassen. Wir laufen morgens um 7 in Rödhamn aus und müssen tatsächlich nach Schweden ´gen West aufkreuzen. Die eigentlich angenehmen kurzen 33 Seemeilen werden zu über 50, die kurze ätzende Welle lässt unsere svea fast immer stehen bleiben und wir sind ein bisschen angenervt. Die Hände frieren sobald man den Schutz der Sprayhood verlässt… Aber: Es machen viele so und wir segeln so zum Teil noch ein Race mit den anderen!