à la française

Wir liegen seit vier Tagen in der Marina von Camaret und beobachten zwischen Schiff putzen, Brioche essen, Entsalzen, Rotwein aufmachen und Kleinigkeiten flicken die Franzosen beim Anlegen und Ablegen. Es ist fast unglaublich – Hafenkino pur, par excellence. Am besten wohl mit einer Schüssel Popcorn im Cockpit, wie die SY Jolene uns doch noch geraten hat.

Die Franzosen sind super Segler, weltweit führend in vielen Klassen und immer vorne mit dabei bei allen möglichen Weltumrundungen und Rekorden, sie bauen schnelle Schiffe, sind gross für ihre Innovationen und schlauen Ideen und besitzen selber auch fast alle schnelle Kisten, wie wir hier feststellen müssen. Für die Segler unter euch: Pogos, RMs, die schönen alten First´s am laufenden Stegmeter – wir sind als Langfahrer hier allein auf weiter weiter Flur.

Doch: Manöver fahren innerhalb eines durch Molen und Schwimmstege begrenzten Beckens, in dem sich zufälliger Weise auch noch viele andere Schiffe befinden, ist milde ausgedrückt schadenfrei fast nicht zu absolvieren. Sie kommen, oft rückwärts, in einem Affenzahn angebrettert, haben null Gefühl für Abstand, Geschwindigkeit oder Wendigkeit ihres Schiffes unter Motor und rammen so oft mit dem Bug, der wohlweißlich bei 90 Prozent aller Schiffe mit einem Bugfender geschützt wird, den Steg. Sie sind meistens mit mindestens drei Leuten an Bord, von denen keiner mit einem Festmacher in der Hand an Land springt, sondern die Leine unkoordiniert oft einem armen freiwilligen Helfer auf dem Steg zu wirft. C´est bon?, fragt der Steuermann noch, der beim längsseits Anlegen neben dem Steuern auch noch darauf achten muss sein Heck von unserem Bug abzudrücken. Nix c´est bon, das Schiff ist nach einer viertel Stunde immer noch nicht fest, weil der Leinenwerfer und der Stegfänger beide die Festmacher in der Hand haben und sich fast fragend angucken, was sie denn damit nun machen sollen? Fast wie beim Seilziehen stehen sie da, aber keiner belegt mal eine Klampe! Und um Himmels Willen – beim Motor ist immer noch der Gang drin! Von den unbeteiligten weiteren Crewmitgliedern an Bord mal ganz abgesehen…

Wir sind auch diesmal wieder froh an Bord zu sein und stehen so oft mit Kugelfender bewaffnet parat. Wir hätten sonst wohl einige Macken im Gelcoat und durchaus einen Ankerbeschlag weniger. Selber auf den Steg zu hetzen, um die Kiste endlich festzumachen haben wir inzwischen aufgegeben. Wenn überhaupt gibt’s ein unfreudiges Merci.

Wir hatten am Anfang noch die Hoffnung das wären Einzelfälle. Doch wir haben sie ja schon auf Teneriffa und den Kapverden beobachtet, diese anlegenden Franzosen, und der Hafen in Camaret füllte sich an diesem Wochenende nach ihrem Nationalfeiertag nach und nach. Wir lagen im Päckchen und es haben alle, aber auch wirklich alle mit einer senkrecht gestreiften blau-weiss-roten Nationale am Heck den Steg gerammt. Kein Wunder sehen die Schiffe alle aus, wie sie aussehen!

Wohlgemerkt: Seit drei Tagen haben wir geschätzte 2 Knoten Wind. Die Flaggen und Fahnen hängen lustlos in der Gegend rum und das Wasser ist spiegelglatt. Wir wollen uns nicht ausmalen, was passiert, wenn 10 Knoten Seitenwind weht.

Wir segeln mal nach Brest!

1 Comment

  1. Franziska says: Antworten

    Hier auf Mallorca hat das Hafenkino ebenfalls unglaubliche Dimensionen angenommen, unsere Stegnachbarin hat ein Video gemacht und Philip eine fremde Ankerkette aus einer Schraube getaucht…

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