schnorchelstress

Es ist früh am morgen, wir dösen noch in unserer heissen Achterkajüte vor uns hin als wir von rasselnden Ankerketten aus der Koje geschmissen werden – die Chartersegler um uns herum laufen aus. Wie bitte? Das um 8 morgens? Wir beobachten dann mit Erstaunen das frühe Wettrennen um die nun freien Mooringbojen oder adäquaten Ankerplätze während wir gemütlich unser Müesli knuspern. Da laufen doch tatsächlich schon die ersten wieder in die Bucht ein… Hilfe, da merkt man regelrecht in welchem Stress man sich befindet, wenn man sich nur zwei Wochen Segelurlaub gönnt. Wie gut es uns doch geht;)

Wir sind also unterwegs in den British Virgin Islands – inzwischen schon in einer schweizer-deutschen Flottille unter der Leitung der SY Jolene. Marianne zaubert ein wundervolles Reiseprogramm von einer auf die anderen der vielen Inseln. Distanzen und Ausblicke erinnern uns an den Bodensee, einfach mit 29 Grad warmen Salzwasser, palmengesäumten weiss glitzernden Stränden und sandigen Ankergründen um uns herum. Ein wunderschönes Segelrevier und wir geniessen den Nordostpassatwind, der inzwischen auf unter 20 Knoten abgenommen hat. Wir hopsen in Mini-Meilen-Schlägen von Bucht zu Bucht und machen viele Fotos unserer drei segelnden Grazien. Doch immer wieder müssen wir Acht geben, dass uns die unter Genua und meist gerefftem Gross motorenden (!) Charterkatamarane nicht den Vortritt nehmen. Wir kommen uns vor, als wären wir hier die einzigen Langfahrtsegler. Und das nicht nur auf dem Wasser! Im Ankerfeld röhren um uns herum stunden-, wenn nicht gar nächtelang die Lichtmaschinen und Generatoren, um den Strom für das Tiefkühlfach, die quitschblaue Unterwasserbeleuchtung und die Klimaanlage, die wohlgemerkt bei offenen Fenstern dauerhaft läuft, zu produzieren. Unglaublich!

Wir liegen in wundervoll glasklarem türkisen Wasser vor Anker im North Sound auf Virgin Gorda, können bis auf den Grund schauen, düsen mit dem Dinghy quer über das „Binnengewässer“ und trinken hier den ersten obligatorischen Painkiller im Bitter End Yacht Club. Auf der unbewohnten Salt Island knacken wir wie Schiffbrüchige nach unserer Bierwanderung auf den nächsten Hügel die am Strand gefundenen Kokosnüsse mit Steinen und Beil und kochen uns damit ein grandioses Curry mit zusammengewürfelten Zutaten aus allen unseren Bordküchen.

Klingt alles ganz entspannt, doch auch wir Langfahrer haben Stress. In unserem Fall Flottillenstress! Halb elf ablegen! Segeln in Formation Richtung nächster Ankerbucht! Anker gefallen, Heckanker ausgebracht! Obligatorisches Ankerabtauchen! Beiboot startklarmachen, zum Anlegebier beim Nachbarn mit Besprechung der letzten gesegelten Meilen! Dinghyride zum nächsten schönen Riff! Schnorchel, Brille, Flossen an und abtauchen! Schnorchelstress! Zurück zum Schiff, Entsalzen, Wassertrinken nicht vergessen und Diskussion über gemeinsames Abendessen mit dem alltäglichen Sundowner! Drinkstress! Pasta, restliches Gemüse, kaltes Bier eingepackt und schon sitzen wir wieder ganz relaxt in einem unserer Cockpits, quatschen, kochen und planen den nächsten Tag! Schöner Stress!

 

2 Comment

  1. John Franken says: Antworten

    hi … voller Neid, Landrattengruesse den Abenteurern! – von John (im Augenblick zusammen mit der ewig jungen “Jungfrau” namens Lotti !!!) ?-lich … keep on smiling and sailing

  2. Lotti says: Antworten

    Yvonne und ich warten auf neue Nachrichten! Wir sitzen im Lipp und denken an Euch. Wie erlebt Ihr Puerto Rico? Hauptsache die Sonne scheint und Ihr seid rundum glücklich! Schnorchelt weiter und bleibt heiter!!

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