dritter mann an bord

… Piet heisst er.

Piet ist unser Steuermann und braucht keinen Strom. Piet hat uns während der Überfahrt von Madeira nach Teneriffa das erste Mal seit unserem Reisestart im Juli richtige Dienste geleistet. Warum erst jetzt? Wir sind anscheinend echt zu blöd gewesen, ihn richtig einzustellen und Piet luvte an, fiel ab, luvte an, fiel ab, ohne den Kurs zu fahren, den wir eigentlich wollten. In einem Spielraum von 40°. So wären wir entweder auf den Kapverden, an der marokkanischen Küste oder durch Zufall dann wirklich auf den Kanarischen Inseln angekommen. So sollte er nicht steuern unser Piet. Na ja, egal… Nun steuert er uns! Amwind wirklich sehr gut, Halbwind auch, Vorwind werden wir noch sehen.

Nur Gewitterzellen sind für Piet wohl etwas schwierig. In solche sind wir kurz vor Teneriffa nämlich auch noch geraten. Es war eh schon stockdunkel, kein erhellender Mondschein, der Atlantik und der Himmel pechschwarz. Sonst kann man nachts immer noch einen Horizont ausmachen, aber der war verschwunden. Es war gruselig. Von einer auf die andere Sekunde drehte der Wind von West auf Nord und nahm von 12 auf fast 30kn zu. Es goss in Strömen, um uns herum dann taghelles Wetterleuchten und die schwarze Wand kam tatsächlich von hinten über uns gezogen. Ehrlich? Wir hatten Schiss, vor Blitzeinschlag und vor sonst irgendwelchen Schäden. Wir haben die Wetterzelle ohne Piets Hilfe per Hand ausgesteuert, surften mit Vollspeed von zum Teil über 9kn die Welle runter. Einfach nur weg vom Wetter. Egal in welche Richtung. Wir haben beide ungefähr eine Stunde nichts mehr gesagt bis es sich beruhigt hatte. Den Rest der Strecke sind wir mit Teneriffas Vulkan Pico del Teide im Blick unter Motor gefahren, völlig abgekämpft und fertig mit den Nerven, beide zwei Tage kaum geschlafen – und ohne Wind.

Und die nervliche Anspannung hielt nach unserer Ankunft noch ein paar Tage an. Das Wetter hatte diesmal keine Schuld, denn es scheint die Sonne hier in Santa Cruz und wir rennen in Top und Badehose rum. Nein, es ist das Internet! Das wifi der Marina läuft nur am Marina-Office, auch nur dann, wann es Lust hat oder so langsam, dass uns die barfüssigen Füsse einschlafen. Also machten wir uns mal wieder auf die Suche nach einer UMTS Karte. Verwöhnt von den portugiesischen 30gB mit zwischendurch Tatort gucken, sind wir schnell wieder auf den Boden der Tatsachen angekommen. Chrigis Standpunkt dazu: Telekommunikationsgesellschaften und Gesetze verwehren einem den freien Zugang zum Netz. Definitiv! Wir haben eine teure 4gB Karte erstanden, die zwar 30 Tage gültig ist, aber nur auf einem Gerät läuft. Hotspotten gesperrt. Willkommen im Zeitalter des www!

Santa Cruz empfing uns sonst aber freundlich gesinnt – mit Palmen, vielen vielen Tapas-Bars und Cafés, einer tollen Auswahl an Geschäften und angenehm sommerlicher Wärme. Dazu noch hunderte Yachtis um uns herum, die fleissig ihre Atlantiküberquerung vorbereiten und uns ein wenig nervös machen. Und Architektur gibt’s wieder zu bestaunen. Zum Glück. Könnte uns ja ohne das Anfassen von Fassadenmaterialien und das Diskutieren von gebauten Details noch langweilig werden. In diesem Sinne schon mal einen lieben Gruss an alle zurückgebliebenen Archi-Freunde zu Hause!


2 Comment

  1. Lotti says: Antworten

    Schön war es bei Euch! Nun kann die große Ueberfahrt beginnen. Nächster Stopp in Martinique! Gruessli

  2. Gi+Fr says: Antworten

    Ihr Lieben, wir lachen uns einen Wolf über eure witzigen und geistreichen Formulierungen. Piet scheint ein echter Kumpel zu sein, er wird euch schon über den grossen Teich leiten. Trotz evtl Unbilden, behaltet bitte diesen Humor!! Liebe Grüße G +F

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