berg, besuch und bündnerfleisch

Wir haben Besuch! Mami ist da und wir freuen uns riesig. Sie entflieht der Schweizer Kälte und bringt trotzdem die Sonne mit aufs Schiff. Wir werden mit Bündnerfleisch und Bergkäse verwöhnt und unsere Svea bekommt endlich die lang ersehnten Rückdämpfer – super, dass Santa Cruz nun der erste Hafen seit A Coruña ist, der wirklich nun fast keinen Schwell mehr hat. Unsere Festmacher und sicher auch die Klampen haben seit der Biscaya-Überquerung echt gelitten.

Wir fahren mit dem Mietauto von Ost nach West, von Nord nach Süd, besuchen bunte Dörfchen am Hang wie La Orotava, essen viel typisch Frittiertes (die hauen echt alles ins Öl) und haben leider Pech mit der „Besteigung“ des höchsten Berges Spaniens. Die Doppelmayr-Gondel fährt bei -5 Grad auf 3500m leider nicht. It´s freezing! Aber das wissen wir erst nachdem wir an der Talstation stehen und die Hotline anrufen, denn vor Ort können die zehn rumstehenden Mitarbeiter nicht so wirklich Auskunft geben. Wohl auch typisch spanisch? Egal, wir geniessen die Ausblicke auf versteinerte Lavaströme, skurrile baumlose Felsfelder und lassen uns den Wind dann halt auf 2356 Meter über dem Atlantik um die Ohren wehen. Wahnsinn. Um uns rum Wasser, Wasser, Wasser und theoretisch kann man hier oben Skifahren! Im Graubünda liegt Schnee, die Dopplmayr-Lifte fahren auch bei -6 Grad und wir sind ein wenig wehmütig, dass wir die beginnende Skisaison dieses Jahr verpassen.

Und sonst macht Mami auch alles mit! Schläft als erfahrene Segelbootbewohnerin für zwei Nächte in der Vorpiek, da die Insel von dicken tätowierten englischen und deutschen weiss besockten Rentern um diese Jahreszeit überflutet wird und sämtliche Hotels ausgebucht sind, klappert diverse Shipchandler, Bau- und Supermärkte ab, damit wir uns mal einen ersten Überblick über das Langfahrtsegel-Equipment-Angebot machen können und sitzt mit befreundeten Crews bis tief in die Nacht im Cockpit, erzählt bei Wein und Oliven von ihren Segelabenteuern anno dazumal.

Unsere Stegnachbarn “Familie Flodder aus Frankreich” bewegt uns dazu nach zwei Wochen doch noch den Panton zu wechseln. Tatsächlich gibt’s die – die Gestrandeten. Die, die nach all den Seemeilen bis auf die Kanaren nicht weiterkommen oder zurück in die Heimat segeln. Das Schiff in einem grauenhaft bemitleidenswerten Zustand, das Landstromkabel hängt im Wasser, von Algen bewachsen, auf dem Vorschiff türmen sich dreckige Klamottenberge. Wir fragen uns, was die hier machen? Die beiden Kinder gehen wohl nicht in den Kindergarten und rennen den lieben langen Tag auf dem vermüllten Steg hin und her, Mutter wäscht die Wäsche gemeinsam mit der Tochter unter der Dusche, Vater schaut nur einmal am Tag aus dem Niedergang und selbst der riesen Hund kann inzwischen fast schon elegant allein längsseits über die Reling hüpfen. Und über ein Bonjour geht die Kommunikation mit uns auch nicht hinaus.

Wir wollen weiter! So wie die Teilnehmer der Regatta, die letzten Samstag Richtung Karibik gestartet ist. In der Marina Santa Cruz sind einige Plätze frei geworden und es ist schon fast Ruhe eingekehrt…

 

5 Comment

  1. Sigi says: Antworten

    Einfach immer wieder schön reinzuschauen und sehen wie toll ihr das macht.

  2. Yvonne says: Antworten

    Vielen Dank für den interessanten Bericht und die schönen Bilder. Ich habe natürlich schon alles direkt erfahren! Tausend Dank für den Anruf und lieben Gruss.

  3. Lotti says: Antworten

    Mit Wehmut schau ich mir die Bilder von Santa Cruz an! Die Zeit war sehr schön mit Euch! Nun bau ich den Stress ab in Zürich und genieße die Vorweihnachtszeit mit den vielen Fresshuetten am Bellevue. Seid ganz lieb umarmt vom Guetzli us Zueri

  4. Anonymous says: Antworten

    Uee, hoher Besuch habt Ihr gekriegt! Tolles Programm habt Ihr, das Meer durch die Sonnenbrille, Krustentiere auf dem Teller, kühlen weissen im Glas und zwischendurch hochkarätige Architektur..! Was will man mehr?! Wobei es ja eigentlich verrückt ist, dass sich mitten im Atlantik die “Grossen“ so prominent tummeln, Calatrava hat ja wohl noch einen gewissen Bezug, aber HdM?
    Schöne Bilder – die werden von Post zu Post besser! :)
    Viele Grüsse us Züri – esst bitte son Krebs für mich!
    pr

    1. frauke says: Antworten

      Krebs wird gegessen lieber P ;) und HdM hatte wohl mal wieder den Wettbewerb gewonnen… Archi-Grüsse aus Santa Cruz, auch an Deine Liebste.

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